Der Biogas-Boom - Chancen und Risiken
Die Zahl der Biogasanlagen steigt in Deutschland derzeit kräftig. Dabei ist die Entwicklung noch rasanter, wenn man berücksichtigt, dass die durchschnittliche installierte Leistung bei Neuanlagen mittlerweile bei 500 kW liegt.
Das erste Boom-Jahr war 2001 mit 700 Neuanlagen und einer Verdreifachung der installierten Leistung! Das Jahr 2005 wird mit weniger Anlagen und mindestens der gleichen Steigerung der installierten Leistung dieses Ergebnis überbieten. Im Gegensatz zum EEG von 2000 mit der Kurzzeitwirkung in 2001 wird das EEG von 2004 mindestens bis 2007 für Planungssicherheit bei den zukünftigen Betreibern, den Anlagenbauern und den Komponentenlieferanten sorgen.
Glaubt man den Aussagen der Parteien von vor der Wahl wird es auch nach 2007 keine Einschränkungen geben. Die Zahl der Anlagen würde noch kräftiger steigen, wenn die Kapazitäten bei den Anlagenbauern vorhanden wären. Gerade in diesem enormen Steigerungspotenzial liegen aber auch die Risiken!
In diesem explodierenden Markt in Zeiten einer ansonsten stagnierenden Wirtschaft versuchen viele Neueinsteiger, sich an diesem Erfolg zu beteiligen. Leider fehlt es vielen davon an der fachlichen Qualifikation. Die Folge sind nicht wirtschaftlich arbeitende Anlagen, obwohl die Rahmenbedingungen sehr gut sind. Viele Anlagen erreichen heute nicht die für den wirtschaftlichen Erfolg kalkulierten Mindestlaufzeiten der BHKW. Die Betriebssicherheit von Biogasanlagen entscheidet über den wirtschaftlichen Erfolg! Daher ist es unabdingbar, dass alle Anlagenkomponenten von hoher Qualität sind und die Gesamtkonzeption stimmt. Die Komplexität einer Biogasanlage erfordert von der Planung und Ausführung bis zum dauerhaften Betrieb hohe Anforderungen an die fachliche Qualifikation und an die Qualität der Komponenten.
Gerade an den BHKW kann man dieses deutlich machen: Die BHKW sind die "Milchkuh" des Energiewirtes! Sie müssen bei den meisten Anlagen einen Betriebsanteil von mind. 90-95% oder 8000 Stunden/a erreichen, damit die Anlage wirtschaftlich arbeitet. Anders ausgedrückt: 3-4 Wochen Ausfall stellen die Wirtschaftlichkeit der Anlage in Frage. Auftretende Betriebsstörungen bzw. Stillstände über längere Zeiträume wegen baulicher oder technischer Mängel mit oft wochenlangem Produktionsausfall sind ursächlich für das unwirtschaftliche Arbeiten vieler Anlagen. Daher wird es Zeit, eine Gütesicherung auf Basis von Mindestqualitätsanforderungen zur Sicherstellung des erfolgreichen Betriebes von Biogasanlagen zu betreiben. Der Qualitätsverband Biogas e. V. (QBG) hat dazu bereits Qualitätsrichtlinien erarbeitet und ist berechtigt, das RAL Gütezeichen für Biogasanlagenbau und für Komponenten zu erteilen. Die ersten Unternehmen haben es bereits erhalten bzw. haben einen Antrag gestellt.
Die Anlagenbauer und Komponentenhersteller tragen aufgrund der Gewährleistungsansprüche ein großes Risiko. Speziell die Anlagenbauer werden den Betreibern in Zukunft zusichern und nachweisen müssen, dass die Anlagen wirtschaftlich arbeiten. Die Betreiber und ihre Geldgeber werden ihrerseits gut daran tun, eben diese Sicherheit vom Anlagenbauer und Komponentenhersteller durch ein Gütesiegel nachzuweisen.
Dr. Eilert Balssen
Präsident Qualitätsverband Biogas e.V. (QBG),
Vorstandsmitglied Bauförderung Landwirtschaft e.V. (BFL)