Wärme von nebenan Energie In Ribbeck soll ein Nahwärmenetz entstehen / Ausschreibung läuft
RIBBECK Landwirt Peter Kaim gibt so schnell nicht auf. „Mein Ziel ist und bleibt, den Ort Ribbeck mit Wärme zu versorgen. Möglichst schon Ende nächsten Jahres“, erklärte der 41-Jährige gestern. Nachdem der erste Versuch, in diesem Jahr in Ribbeck ein Nahwärmenetz aufzubauen, gescheitert war, soll das 2012 im zweiten Anlauf klappen, erklärte er den Teilnehmern einer Konferenz zu nachwachsenden Rohstoffen im ländlichen Raum, die am Donnerstag unter anderem die Havellandhof Ribbeck GbR besucht haben. Im Oktober 2010 war dort eine Biogasanlage mit einer Leistung von 380 kW in Betrieb gegangen. „Schon vor dem Start“, so Peter Kaim, „war mir klar, dass ich die bei der Verstromung von Biogas entstehende Abwärme nicht 20 Jahre lang in die Luft blasen will.“ So entstand die Idee eines Nahwärmenetzes.
Peter Kaim suchte das Gespräch mit den Ribbeckern, um zu erfahren, ob überhaupt Interesse an solch einer Wärmeversorgung besteht. „Schwierig ist die Sache deshalb, weil wir mit unserer Anlage nur eine Grundversorgung mit Wärme gewährleisten können, so dass die Abnehmer im Dorf ihre bisherigen Heizungsanlagen behalten und bei Bedarf zuschalten müssen.“ Solch ein Bedarf könnte dann auftreten, wenn es in der Biogasanlage mal zu einer Havarie kommt. Trotz dieser Einschränkungen gibt es im Moment 35 Interessenten in Ribbeck, darunter das Schloss Ribbeck und viele Bewohner von Einfamilienhäusern. Doch der in diesem Jahr beabsichtigte Bau der insgesamt 1,6 Kilometer langen Wärmeleitung kam nicht zustande. „Auf die Ausschreibung im Juli hatten sich nur zwei Firmen gemeldet. Das preiswerteste Angebot lag bei 360 000 Euro. Zu teuer für Peter Kaim, der die Biogasanlage als Einzelinvestor betreibt. Vor wenigen Tagen startete er einen zweiten Versuch. Die jetzt laufende Ausschreibung enthält im Gegensatz zur ersten keinen konkreten Bautermin. Es stehe nur drin, dass 2012 alles fertig sein soll, so Kaim. Er erhofft sich nun ein breiteres Spektrum von Angeboten.
Sollten die Baukosten nicht fallen, bliebe immer noch die Möglichkeit, mit den Ribbecker Interessenten über einen höheren Preis für die Kilowattstunde zu verhandeln. Bisher hat Peter Kaim mit vier Cent kalkuliert. Ein großes Projekt zur Nutzung von Abwärme einer Biogasanlage läuft seit September 2009 in Nauen.
Dank der Kooperation zwischen den Havelland Kliniken und der Betreibergesellschaft AEV Biogasanlage Nauen GmbH & Co. KG wird. Wärme aus der Anlage in Neukammer für das Beheizen der Klinik Nauen genutzt.Die Klinik deckt so etwa die Hälfte ihres Wärmebedarfs ab.
Derzeit nutzt die Havellandhof Ribbeck GbR nur rund 15 Prozent der erzeugten Abwärme der Biogasanlage, zehn Prozent braucht die Anlage selbst.
Jens Wegener
MAZ vom 14.12.2011